Scheinberg-Indictment-Anklageschrift im Original: MANHATTAN U.S. ATTORNEY CHARGES PRINCIPALS OF THREE LARGEST INTERNET POKER COMPANIES WITH BANK FRAUD, ILLEGAL GAMBLING OFFENSES AND LAUNDERING BILLIONS IN ILLEGAL GAMBLING PROCEEDS

After the indictment of the founder of PokerStars, Isai Scheinberg, by the U.S. Department of Justice on “Black Friday,” many in the business and poker communities are asking, “Who is Isai Scheinberg?” An article in a Canadian newspaper attempts to answer that question.

The Toronto Globe and Mail presented an article written by Colin Freeze that covers much of what is known about Scheinberg. Freeze looks at the Scheinbergs as an “Internet Age equivalent of the Bronfmans, the Montreal clan who famously parlayed U.S. Prohibition laws into a billion-dollar booze business.” The Bronfmans owned Seagram’s during the Prohibition Era of the early 20th century.

Freeze details the April 15 indictment of Scheinberg and Paul Tate of PokerStars as well as the founders of Full Tilt Poker and Absolute Poker before delving into what effect the shutdown of poker in the United States will mean for the company.

“Win or lose, PokerStars’ luck has already soured fast,” Freeze wrote in his article. “Gone already are millions of paying American customers, a number of lucrative television contracts, and the nascent partnership with Wynn Resorts. Operations in other jurisdictions – including Europe, where it is partly licensed, and Canada, where it is not – should help PokerStars weather the U.S. shutdown, albeit in a diminished form.”

So what is known about Scheinberg and how did he reach such lofty heights with PokerStars? According to the Globe and Mail, Scheinberg got his start in the computer industry as a programmer with IBM in Canada. While working in the computer industry, Scheinberg showed an interest in poker.

According to the Hendon Mob database, Scheinberg competed at the 1996 World Series of Poker, earning a 25th place finish in a $2,500 No Limit Hold’em event. Two years later, he made the final table in a $1,000 No Limit Hold’em tournament at the United States Poker Championships in Atlantic City. Scheinberg would eventually bow out of the tournament in eighth place against a table that featured poker pros like Men “The Master” Nguyen and Kevin Song.

Perhaps these brushes with the poker world were what planted the seed for what would become Scheinberg’s greatest success – or his greatest pain. As the 21st century dawned, Scheinberg created PYR Software, a company that Forbes described in a February 2010 article as “a software development company that helps customers worldwide to retain industry leadership.” The real reason for the development of PYR Software, however, was to facilitate an idea in Scheinberg’s head.

In March 2001, PokerStars went active, offering internet poker to a quietly growing worldwide market. Over the next five years, the gaming site became one of the major players in the online poker industry. By 2006, the growth of the company led Scheinberg to float the idea of holding an initial public offering (IPO). Political activity in that same year, however, changed his mind and led PokerStars onto the path it has reached today.

The passage of the Unlawful Internet Gambling Enforcement Act in 2006 shut down the IPO rumblings, as PokerStars continued to offer its wares to American customers. The reason for this was simple: with the major players in the industry such as PartyPoker and 888 leaving the market due to their publicly traded status, PokerStars would be able to snare a sizeable chunk of the American market.

Over the past five years, PokerStars became the preeminent leader in online poker, with a reported value of around $10 billion.

The 65-year-old Scheinberg and his family do not actively court media attention, although Scheinberg has occasionally stepped to the poker tables. In 2008, he played in one of the preliminary events during the PokerStars European Poker Tour Grand Final. In a €1,000 No Limit Hold’em tournament, Scheinberg finished eighth, but many in the audience had no clue that the founder of the site they played at was in such close proximity.

The future for Scheinberg is murky at best. Due to the indictment, Scheinberg and his family may never set foot on North American soil because of extradition treaties among the U.S., Mexico, and Canada. MANX Radio, the radio station of the Isle of Man where PokerStars’ headquarters are located, reports that the legal team for PokerStars is already ramping up, stating to a reporter from the station that they will “robustly” defend Scheinberg and Paul Tate against the charges in the United States.

 

 

Letztes Jahr haben die US-Behörden bekanntlich die Webseiten von PokerStars, Full Tilt, UB und Absolute Poker gesperrt. Es wurde Anklage gegen die Betreiber und deren Mitarbeiter erhoben. PokerOlymp hat die 51-seitige Anklageschrift unter die Lupe genommen und erklärt den Lesern, was genau die Behörden den Online-Pokerräumen vorwerfen.

preet_bharara Preet Bhrara, Verfasser der Anklage


Juristisch gesehen ist eine Anklageschrift das Dokument, mit der die Strafverfolgungsbehörden einen Fall vor Gericht bringen.

Sie hat grundsätzlich zwei Funktionen, zum einen den oder die Angeklagten über die ihnen vorgeworfenen Taten zu informieren und zum anderen die Festlegung des Prozessgegenstandes in sachlicher und personaler Hinsicht.

Die vorgeworfenen Delikte und Handlungen
Zum Vorwurf wird den Angeklagten die Unterwanderung des Unlawful Internet Gambling Enforcement Act von 2006, das Betreiben illegaler Glücksspiel-Unternehmen, organisierter Bankbetrug und organisierte Geldwäsche gemacht. Hierfür sind Geldstrafen und Gefängnisstrafen bis zu 30 Jahre vorgesehen.

Bereits in der Einleitung macht United States Attorney Preet Bhrara klar, worum es geht. Er benennt zunächst PokerStars, Full Tilt und AP/UB als die führenden Online-Poker-Unternehmen in den USA seit 2006. Die Unternehmen hätten mindestens von November 2006 bis März 2011 agiert. Als Verantwortliche benennt er die Angeklagten Isai Scheinberg, Raymond Bitar, Scott Tom, Brent Beckley, Nelson Burtnick, Paul Tate, Ryan Lang, Bradley Franzen, Ira Rubin, Chad Elie und John Campos.

Die angeblichen Methoden der Täuschung
Dann geht es direkt ans Eingemachte: Der Staatsanwalt führt aus, dass in den USA seit Einführung des UIGEA den Banken verboten sei, Transaktionen im Zusammenhang mit Online-Glücksspiel durchzuführen. Die Angeklagten hätten im Tatzeitraum betrügerische Methoden verwendet, diese Restriktionen zu umgehen und so mehrere Milliarden Dollar von US-Bürgern aus illegalem Glücksspiel erhalten. Zu diesem Zweck seien US-Banken und andere Stellen direkt und indirekt getäuscht worden.

Hierzu hätten sich die Pokerräume unter anderem so genannter ‘payment-processors’ bedient, deren Aufgabe es gewesen sei, die wahre Natur die Geldströme gegenüber den Banken zu verschleiern. Hierzu seien Scheinfirmen und eigens zu dem Zweck erstellte Webseiten benutzt worden. Die Angeklagten Ryan Lang, Bradley Franzen, Ira Rubin und Chad Elie hätten als solche “payment processors” im Auftrag der Gaming-Unternehmen fungiert.

Dann listet die Anklage über mehrere Seiten detailliert die Angeklagten auf und welche Funktion sie bei den jeweiligen Pokerräumen ausüben. Der Fokus liegt hier insbesondere auf Isai Scheinberg, der als Gründer von PokerStars benannt wird und auf Raymond Bitar, dem Gründer von Full Tilt.

PartyPoker und der UIGEA
Es wird ausführlich die Einführung des UIGEA im Jahr 2006 beschrieben und dass es seitdem ein “federal crime” sei, als Online-Glücksspiel-Unternehmen wissentlich Zahlungen zu empfangen oder weiterzuleiten, die aus illegalem Glücksspiel stammen oder für dieses bestimmt sind.

Es wird auch erwähnt, dass der größte damalige Pokerraum wegen dem UIGEA seine Dienste in den USA eingestellt hatte. Gemeint ist PartyPoker, obwohl das Unternehmen in der Anklage nicht ausdrücklich benannt wird. Die jetzt im Fokus der Ermittlungen stehenden Pokerräume hätten aber weitergemacht, so hätte beispielsweise Absolute Poker damals verlauten lassen, dass sie “eine private Organisation seien, die gemäß ihrem Geschäftsmodell viel Flexibilität und Kreativität genieße.”

 

Die Methoden im Detail
Dann geht es weiter und es werden die Methoden beschrieben, die PokerStars, Full Tilt und UB/AP angeblich dazu verwendeten, die Banken über die illegale Natur der Geldtransaktionen hinwegzutäuschen und die Geldströme aus den USA heraus hin zu den Firmensitzen in Übersee zu leiten.

Es ist zum einen die Rede davon, dass Visa und Mastercard spezifische “transaction codes” für Online-Gambling-Vorgänge eingeführt hätten. So sei es für die Banken leicht gewesen, Vorgänge, die mit Online-Glücksspiel zu tun haben, zu blockieren. Die Angeklagten hätten dies aber umgangen, indem sie den Vorgängen falsche “transaction codes” zugeordnet hätten. Hierdurch hätten sie die Banken über die wahre Natur der Vorgänge getäuscht. Allein zu diesem Zweck sei ein Netz von Scheinfirmen, z. B. Online-Blumenläden oder Online-Tierfutter-Händler, aufgebaut worden.

Von Zeit zu Zeit seien diese Scheinfirmen jedoch entdeckt worden. Für diesen Fall hätten die Angeklagten jedoch zahllose Ersatzunternehmen parat gehabt, z. B. http://www.petfoodstore.biz oder http://www.beddingsuperstore.tv, die bei Bedarf eingesprungen seien. Daneben seien so genannte “pre-paid credit cards” zu Verschleierung benutzt worden. Diese konnte man angeblich ohne verdächtigen “transaction code” aufladen.

Auch im Wege des “e-check processing” seien Zahlungen mit Hilfe von Scheinfirmen verschleiert worden. Die Scheinfirmen hätten Konten eröffnet und so unrechtmäßig den Geldfluss zwischen den Online-Gambling-Unternehmen und den Banken ermöglicht. Vor allem die angeklagten “payment-processors” Ryan Lang und Bradley Franzen hätten hierfür von den Online-Pokerräumen hohe Beträge erhalten. Auch der Angeklagte Ira Rubin hätte beispielsweise Mitte 2008 dutzende Scheinfirmen aufgebaut, darunter Fahrrad-, Juwelen-, Bekleidungs- und Golfhändler.

Teilweise hätten die Spieler das gemerkt und seien auf die ‘komischen’ Namen der Scheinhändler auf ihren Kontoauszügen aufmerksam geworden. So hätten zwei Spieler im März 2009 sogar versucht, bei ‘oneshopcenter.com’ und ‘mygolflocation.com’ Waren zu erwerben. Hierauf hätten sie Antwort von PokerStars bekommen und nicht von den betreffenden Websites.

Daneben werden in der Anklage noch weitere angeblich benutzte Techniken zur Verschleierung der illegalen Geldtransaktionen beschrieben. Besonders schwer wiegt der Vorwurf, es seien “Multi-Millionen-Investitionen” geflossen, um Banken unter eigene Kontrolle zu bringen.

Die Konsequenzen
Im Ergebnis sollen die Angeklagten mehrere Milliarden Dollar an den Staat zahlen. Es werden auch detailliert die Konten beschrieben, auf denen das Geld momentan zu finden ist. Vor allem die Vorwürfe organisierte Geldwäsche und organisierter Bankbetrug wiegen sehr schwer. Für diese Delikte sieht das amerikanische Rechtssystem hohe Strafen vor, bei Geldwäsche ist gibt es maximal 20, bei Bankbetrug bis zu 30 Jahre Gefängnis.

Die Höhe der in Rede stehenden Summen, der lange Tatbegehungszeitraum und die hohe Strafandrohung machen den Ernst der Lage deutlich. Kennern des amerikanischen Rechtssystems zufolge, ist in dem Verfahren nicht mit besonders viel Milde des Staates zu rechnen. Immerhin ist Anurag Dikshit als einer der Gründer von PartyPoker seinerzeit zur Zahlung einer Strafe in Höhe von 300 Millionen Dollar verurteilt worden. Und das obwohl PartyPoker seinen Betrieb in den USA nach dem Inkrafttreten des UIGEA nachweislich eingestellt hatte. Lange war unklar, ob der Milliardär nicht sogar zusätzlich eine Gefängnisstrafe antreten muss.

Wir möchten darauf hinweisen, dass dies nur eine grobe Übersicht der 51-seitigen Anklageschrift darstellt, die notwendigerweise nicht alle Aspekte im Detail abdecken kann. Wir hoffen dennoch, unseren Lesern die Tatvorwürfe etwas näher gebracht zu haben.

 

HIER KÖNNEN SIE DIE ANKLAGESCHRIFT IM ORIGINAL DOWNLOADEN

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