Von Arsen bis Zyankali:
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Dieter Baumann ist nicht totzukriegen. Nach einer zweijährigen Dopingsperre geht er jetzt wieder an den Start. 1999 eine positive Dopingprobe. Dass er sich selbst gedopt hat, glauben heute nur noch seine Feinde. Und Feinde aus der ehemaligen DDR hatte er genug: Dieter Baumann 1991: Dieter Baumann 1994: Dieter Baumann 1998: In Baumanns Zahnpasta fanden Kontrolleure das Dopingmittel Norandrostendion. Wie man Zahnpasta-Tuben mit Gift präpariert, kann man in den Stasiakten nachlesen: mit einem Glasröhrchen im hinteren Teil der Z-Tube. Die Zeitschrift „Laufzeit“ im Osten Berlins fragte ein Jahr vor Baumanns Dopingtest nach einem „Messias“ der Antidopingbewegung und beendete den Kommentar mit dem Satz: „Muß man sich angesichts morgendlicher Hochform eines Tages gar fragen: Ist meine Zahnpasta noch sauber?“ Laufzeit-Chef Wolfgang Weising, früher Leichtathletikautor bei der NVA-Zeitung „Volksarmee“ – sagte gegenüber report MÜNCHEN, diese Formulierung sei Zufall gewesen. Baumann, das Opfer eines Komplotts? Selbst die Tübinger Kriminalpolizei schließt heute aus, dass sich Baumann selbst gedopt hat. Auch wissenschaftliche Untersuchungen belegen: Er konnte seine Zahnpasta nicht nachträglich manipuliert haben. Baumanns größte Entlastung: die Dosis war niemals leistungssteigernd. Baumann selbst will nicht öffentlich spekulieren, wer ihm das Dopingmittel unterjubelte. Es müsse aber jemand aus seinem engen Umfeld sein. Dieter Baumann, Olympiasieger 1992: Die Existenz von Kritikern vernichten, das war eine Aufgabe der Stasi. Der Rechtsmediziner Prof. Thomas Daldrup von der Universität Düsseldorf hat die sogenannte „Toxdat“-Studie der DDR untersucht – eine 900 Seiten starke Datenbank über Giftmordmöglichkeiten. Hier ist detailliert beschrieben wie sich selbst Laien Gifte beschaffen können und wie man einen Mord am besten verschleiert. Prof. Thomas Daldrup, Präsident Gesellschaft für Toxikologische und Forensische Chemie: Hinweise auf die Verschleierung provozierter Unfälle finden sich ebenfalls in Toxdat: „Vortäuschung von Verkehrsunfällen durch Auslösung von sekundenschneller Bewusstlosigkeit mittels Minigasgenerator in Belüftungsschächten von PKW.“ Da ist zum Beispiel der rätselhafte Verkehrsunfall des ehemaligen DDR-Fußballspielers Lutz Eigendorf im Jahr 1983. Vier Jahre zuvor war er nach einem Spiel in der Bundesrepublik nicht in die DDR zurückgekehrt. Er war ein leidenschaftlicher Autofahrer, seine Fahrweise risikovoll, das notierten die Spitzel der Stasi im Westen. Kurz vor seinem Verkehrsunfall stoppt die Stasi seine Fahrtzeit und die genaue Streckenführung seines täglichen Wegs vom Stadion nach Hause. Zum Unfallhergang tauchen vor zwei Jahren neue Hinweise auf. Wurde Eigendorf gezielt geblendet? In den Giftakten der Stasi heißt es: „verblitzen, Eigendorf“. Hatte man Eigendorf heimlich ein pupillenerweiterndes Mittel verabreicht? Die Staatsanwaltschaft Berlin kann Fragen dazu nicht beantworten, da eine Obduktion nicht angeordnet wurde, auch nach Auftauchen der neuen Stasidokumente nicht. Ein weiterer Fall: Fußballtrainer Jörg Berger liest seine Stasiakten. Nach seiner Flucht aus der DDR wurde der Star-Trainer ´79 zum Staatsfeind. Jörg Berger, Fußballtrainer Alemannia Aachen: Die Stasi wusste, dass Berger Angst hatte vor einem möglichen Auftragsmord, um weitere Fußballer vor einer Flucht abzuhalten: „BERGER bekundete angeblich (…), daß es ihm nicht so ergehen soll wie EIGENDORF.“ Die Stasi glaubte, dass Berger der Drahtzieher war für die Republikflucht mehrerer Fußballer. Als Berger dann Mitte der 80er Jahre als Trainer auf dem Sprung in die 1. Bundesliga war und sich die DDR-Sportler Falko Götz und Dirk Schlegel nach Westdeutschland absetzten, schien Berger für die DDR unerträglich zu werden. „Im operativen Vorgang ‚Ball’ wurde operativ herausgearbeitet, daß BERGER wesentlichen Anteil am Verrat von GÖTZ und SCHLEGEL hatte.“ Jörg Berger, Fußballtrainer, Alemannia Aachen: 1986 litt Berger unter rätselhaften Lähmungserscheinungen. Der Erklärungsversuch damals: eine Virusinfektion. Im Auftrag von report MÜNCHEN hat der Rechtsmediziner Prof. Wolfgang Eisenmenger vor dem Hintergrund von Toxdat Bergers Krankenakten analysiert. Jetzt scheint festzustehen: Berger wurde vergiftet. Prof. Wolfgang Eisenmenger, Klinikum Innenstadt der Universität München, Institut für Rechtsmedizin: Die Anleitung, eine Arsenikvergiftung zu verschleiern – liefert ebenfalls wieder die DDR-Giftstudie Toxdat. Frühere Stasi-Mitarbeiter wollten auch ihn ausschalten, das glaubt der Bundestagsabgeordnete Hartmut Büttner aus Hannover. 1995 hatte er einen mysteriösen Autounfall, der ihn beinahe das Leben kostete. Nach der Wiedervereinigung hatte der Abgeordnete zu den Hintermännern der „Toxdat“-Studie recherchiert und sich sehr für die Offenlegung der Stasi-Akten durch die Gauck-Behörde eingesetzt. Hartmut Büttner, CDU-Bundestagsabgeordneter 1991: Als Büttner ´95 auf gerader, staubtrockener Straße verunglückte, findet keine Filigranuntersuchung des Wagens statt. Während er im Koma liegt, gibt die Polizei das Schrottauto frei. Eine Speditionsfirma zahlt dafür eilig das Sechsfache seines Werts. Büttner wurde mitgeteilt: Hartmut Büttner, CDU-Bundestagsabgeordneter: Viele Unfälle und Erkrankungen von ehemaligen DDR-Systemkritikern scheinen noch lange nicht geklärt. |
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